Angesichts immer neuer Meldungen über verheerende Zerstörungen und eine weiter steigende Zahl von Opfern sprechen Vertreterinnen der Evangelischen Kirche den Betroffenen ihr Mitgefühl aus und rufen zu Spenden auf.
„Im Namen des Christlich-Islamischen Gesprächskreises spreche ich unseren betroffenen Mitmenschen mit türkischer und arabischen Muttersprachen unsere tiefe Anteilnahme aus“, erklärt Doris Schulz, seit vielen Jahren Mitglied der Leitung des interreligiösen Gesprächskreises, angesichts der katastrophalen Nachrichten aus Ursprungsländern Solinger Familien oder von dort lebenden Verwandten: „Unser Entsetzen und die Trauer sind groß über die vielen Opfer.“ Mittlerweile gehen die Behörden in den betroffenen Regionen von mehr als 5000 Todesopfern aus.
Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Präses Annette Kurschus, hat den betroffenen Menschen ebenfalls ihr Beileid ausgesprochen: „Ich denke im Gebet an die Familien der Verstorbenen und die vielen Vermissten und Verletzten.“ Gleichzeitig ruft Kurschus dazu auf, den betroffenen Menschen beizustehen: „Jetzt ist wichtig, Solidarität zu zeigen und zu helfen, so gut es geht.“
Auch der stellvertretende Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Solingen, Pfarrer Thomas Förster, bittet die Solingerinnen und Solinger um ihre Unterstützung: „Viele spenden bereits für die Opfer des russischen Krieges gegen die Ukraine, gegen den Hunger in vielen Regionen Afrikas oder angesichts anderer Nöte in der Welt. Und nun brauchen auch die Opfer dieser Erdbebenkatastrophe dringend unsere Hilfe.“
Die Diakonie Katastrophenhilfe hat in einer ersten Maßnahme bereits 500.000 Euro zur Soforthilfe bereitgestellt. Gemeinsam mit türkischen und syrischen Partnerorganisationen wird zurzeit vor Ort geprüft, wo die Hilfe am dringendsten benötigt wird.
Die Diakonie Katastrophenhilfe ist ein Hilfswerk der Evangelischen Kirche in Deutschland und engagiert sich für Menschen, die durch eine Katastrophe in existenzielle Not geraten sind – unabhängig von Religion oder Nationalität.
Spendenkonto (IBAN):
DE68 5206 0410 0000 5025 02
(Stichwort: Erdbebenhilfe Türkei Syrien)
Mehr Infos: www.diakonie-katastrophenhilfe.de
Dazu an dieser Stelle eine Andacht
„Vor zwei Tagen wurde die Erde erschüttert. In Syrien und in der Türkei. Mittlerweile sprechen die Nachrichten von über 15.000 Toten. Das sind Zahlen, da merke ich: die fasst mein Hirn gar nicht mehr.
Die Erde wird erschüttert und auch das Denken und Fühlen und auch Glauben vieler Menschen.
Bei Klimakrise, beim Krieg, bei den meisten Problemen unseres Planeten finden wir und andere schnell einen Grund, einen Schuldigen. Das hilft gegen die Hilflosigkeit, denn damit wächst auch immer ein kleines bisschen Hoffnung, dass wir Menschen was ändern können.
Aber bei einem Erdbeben?
Vor über 250 Jahren hat ein Erdbeben in und um Lissabon auch das Denken und Fühlen und Glauben vieler Menschen verschüttet und die alte Frage wurde wieder diskutiert: wie kann Gott das zulassen?
Es gibt verschiedenen Antworten auf diese Frage:
Die Antwort des Atheismus: Gott gibt es nicht.
Die Antworten der Theologie sind grob gesehen zwei:
- Gott ist nicht nur gut, es gibt eine Seite an Gott, die können wir nicht verstehen.
- Gott ist nicht allmächtig, Gott kann nicht alles
Ich gebe zu, beide Antworten haben ihre Lücken und Tücken
Ich frage mich: was nützt ein Gott, der nicht alles kann
Aber auch, was nützt ein Gott, der es nicht nur gut mit mir meint
Aus der Bibel berühmt ist Hiob, der sich bei Gott beschwert und klagt über das Leid, das er unschuldig hinnehmen muss.
Wichtig: auf diesen Vorwurf gibt Gott keine richtige Antwort.
Gott weist nur die Freunde Hiobs zurecht, die das irgendwie erklären wollten. Die Freunde haben Hiob gesagt: vielleicht wirst du für etwas bestraft, an das du dich nicht richtig erinnern kannst. Gott sagt aber: diese Freunde haben unrecht.
Auffällig ist auch: Jesus gibt in den Evangelien nirgends eine Antwort darauf, warum Menschen Leid zustößt.
Und ich frage mich: was ist jetzt dran für uns Christinnen und Christen:
Zum einen helfen: ganz konkret spenden.
Zum anderen aushalten. Aushalten, dass es oft keine Antwort auf unsere Fragen gibt.
Zum dritten: beten
Der Wochenspruch für diese Woche lautet:
„Wir liegen vor dir mit unserm Gebet und vertrauen nicht auf unsre Gerechtigkeit, sondern auf deine große Barmherzigkeit.“ | Dan 9,18
Ja, manchmal liegen wir vor Gott: nicht als Ausdruck der Unterwerfung, sondern als Ausdruck: ich kann gerade nicht mehr, ich habe gerade keine Lösung, keine gute Antwort, keinen schlauen Gedanken, kein mitfühlendes Wort. Ich bin platt! Aber ich kann das alles Dir vor die Füße werfen. Ich kann beten.“
(Pfarrerin Friederike Höroldt)
Gebet des Präses der EKiR Throsten Latzel
Gott,
so viele Trümmer und Tränen,
so viele zerstörte Leben und Häuser,
so viele Menschen!
Das Leid ist nicht zu fassen.
Die Zahlen steigen laufend.
An vielen Orten fehlt selbst zum Zählen die Kraft.
Dabei zählt doch jedes einzelne Leben.
Gott, tröste, wo uns die Worte fehlen.
Gib Halt, wo alles zerbricht.
Sei bei den Kindern, Eltern, Freunden
in ihrem Schmerz, ihrer Angst, auf den Straßen.
Gott, sei einfach bei ihnen. Irgendwie. AMEN